Geschichte

» Mitte bis Ende 19. Jahrhundert: private und öffentliche Forschung über Georessourcen

» Von 1899 bis 2018: die Schweizerische Geotechnische Kommission (SGTK)

» Heute, seit 2018: die Fachgruppe Georessourcen Schweiz

Mitte bis Ende 19. Jahrhundert: private und öffentliche Forschung über Georessourcen

Die geologischen Rohstoffe der Schweiz wurden erstmals an den Landesausstellungen 1883 in Zürich und 1896 in Genf als ein wichtiges nationales Thema präsentiert. Mitte des 19. Jahrhunderts gründeten viele europäische Länder geologische Landesdienste, um Grundlagedaten für die Erschliessung der Georessourcen verfügbar zu machen. In der Schweiz wurden die Untersuchungen und Datenkompilationen von der Schweizerischen Geologischen Kommission (SGK) koordiniert, die 1860 von der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft, der heutigen Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT), gegründet wurde (z.B. Nabholz & Spicher 1973). Im Rahmen dieser Landesausstellungen wurden eine Karte der «Fundorte der Rohprodukte der Schweiz» (Weber & Brosi 1883), eine umfassende Monographie der «Baumaterialien der Schweiz» (Meister et al. 1884) und mehrere weitere grundlegende Datensätze zur Geologie und zu den Georessourcen der Schweiz veröffentlicht. Diese Aktivitäten führten unter anderem zur Gründung mehrerer Organisationen, die sich um Georessourcen kümmerten. Schweizer Industrielle gründeten 1874 die Schweizerische Steinkohlenbohrgesellschaft. Diese private Organisation wurde 1892 von der Schweizerischen Kohlenkommission als Unterkommission der SGK abgelöst.

Von 1899 bis 2018: die Schweizerische Geotechnische Kommission (SGTK)

Im Jahr 1899 kam mit der Gründung der Schweizerischen Geotechnischen Kommission (SGTK) eine weitere Unterkommission der SGK hinzu. Basierend auf einer ständerätlichen (1897) und nationalrätlichen (1898) Motion hat der Bundesrat das Anliegen geprüft, «die genaue Kenntnis der Vorkommen, der Lagerungsverhältnisse und der chemisch-physikalischen Eigenschaften der mineralischen Rohstoffe der Schweiz» zu untersuchen und dokumentieren. Am 13. Mai 1899 wurde vom Eidgenössischen Departement des Innern die erste Sitzung der neuen SGTK einberufen. 1909 wurde die SGTK von einer Unterkommission der SGK in eine eigenständige Kommission der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft (SNG) umgewandelt (z.B. Grubenmann 1915).

Seither war der Präsident der Kommission stets Professor an einem geowissenschaftlichen Institut der ETH Zürich. Die Geschäftsstelle der SGTK befand sich zunächst an der EMPA Dübendorf, bis sie 1927 an die ETH Zürich, ins NO-Gebäude ins (heutige) Departement Erdwissenschaften verlegt wurde. Von 1899 bis 2012 veröffentlichte die SGTK in der Reihe «Beiträge zur Geologie der Schweiz – Geotechnische Serie» über 100, z.T. sehr umfangreiche Monographien und Fachberichte zu Schweizer Georessourcen. Bis 1925 lag der Forschungsschwerpunkt auf Kohlenwasserstoffen, 1925 verlagerte er sich auf vorwiegend metallische Rohstoffe, mit einem kurzen Zwischenspiel von Kohlenwasserstoff-Studien während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Um 1975 diversifizierten sich die Untersuchungsschwerpunkte erheblich. Ab dann lagen die Arbeitsgebiete auch in den Bereichen der Baustoffe (z.B. Zement- und Ziegeleirohstoffe), Lockergesteine und dem Tiefbohrprogramm der Nagra.

Mehr dazu ist unserem Paper zur SGTK-Geschichte aufgearbeitet.

Heuberger, S., Nibourel, L., Fulda, D. & Vernooij, M. G. C. (2022). 120 years of georesources research in Switzerland: the Swiss Geotechnical Commission (1899-2018). Swiss Journal of Geosciences 115:10

Referenzen

  • Grubenmann, U. (1915): Die Schweizerische Geotechnische Kommission. Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft 97, 185-188.
  • Meister, U., Locher, F., Koch, A. & Tetmajer, L. (1884): Die Baumaterialien der Schweiz an der Landesausstellung 1883. Verlag von Cäsar Schmidt. 296 p.
  • Nabholz, W. & Spicher, A. (1973): Die Reorganisation der geologischen Landesuntersuchung in der Schweiz: Orientierung über den gegenwärtigen Stand. Eclogae Geologicae Helvetiae 66, 245-253.
  • Weber, J. & Brosi, A. (1883): Karte der Fundorte von Rohproducten in der Schweiz: Reproduction der von den Experten der Gruppe XVI für die schweizerische Landesausstellung 1883 hergestellten Originalkarte. J. Wurster & Cie.

Heute, seit 2018 – die Gruppe Georessourcen Schweiz

Die Fachgruppe Georessourcen Schweiz (FGS) wurde im Juli 2018 an der ETH Zürich gegründet. Sie übernimmt viele Themen der im selben Jahr aufgelösten Schweizerischen Geotechnischen Kommission (SGTK). Die FGS betreibt angewandte Forschung zu den Schweizer Georessourcen und deren industrielle Anwendung im Auftrag des Bundes oder in Zusammenarbeit mit Industriepartnern. Die Gruppe bildet eine assoziierte Gruppe im Departement Erdwissenschaften, mit Mitarbeitern (7 Wissenschafter) und Räumlichkeiten (NO F 35), welche sie von der Geschäftsstelle der ehemaligen SGTK übernommen hat. Die Gruppe ist zu über 90% drittmittelfinanziert.

Die enge Zusammenarbeit mit der Landesgeologie (Bundesamt für Landestopografie swisstopo) und dem Bundesamt für Energie (BFE) bildet eine solide Basis für die langfristige Ausrichtung der angewandten Forschung. Unsere Gruppe konzentriert sich auf die Erhebung und Zusammenstellung von geologischen Grundlagendaten und Daten zur Nutzung der geologischen Ressourcen in der Schweiz. Schwerpunkte sind die Bodenschätze der Schweiz (d.h. Kies, Sand, Ton, Kalkstein, Salz, Naturbausteine), Energieressourcen aus dem tiefen Untergrund (Geothermie und Kohlenwasserstoffe) sowie geologische Fragen zur Nutzung der Georessourcen und des Untergrundes im Allgemeinen. Die Gruppe unterhält ein umfassendes Proben- und Literaturarchiv und macht diese Daten über Webdienste (map.georessourcen.ethz.ch) und über das Webportal (map.geo.admin.ch) von swisstopo der Öffentlichkeit zugänglich.

Unsere Gruppe hat in diesem Bereich der angewandten Forschung in der Schweiz eine einzigartige Stellung, welche auch in Zukunft von Bedeutung bleiben wird. Die Gewinnung von Rohstoffen wird aufgrund von Materialknappheit, Landnutzungskonflikten und verschiedenen Arten von Emissionen immer komplizierter. Im Rahmen der angestrebten Energiewende wird das Verständnis der Reservoir-Gesteine im tieferen Schweizer Untergrund immer wichtiger, zum Beispiel für die Nutzung der Tiefengeothermie oder die Sequestrierung von CO2. Die Schweiz hat keine Kohlenwasserstoff- und keine nennenswerte (Metallerz-) Bergbau-Industrie. Deshalb sind grundlegende geologische Daten über den tieferen Untergrund nach wie vor rar. Die Schweiz verfügt durchaus über substantielle Bodenschätze, aber das Land hat nicht die einheitlichen Bergbau-Gesetze (Bergregale) wie die meisten anderen europäischen Länder. Dem Sektor der Mineralischen Rohstoffe fehlen daher systematisch erfasste Vorkommens- und Produktionsdaten. Dies erschwert die Erstellung zuverlässiger Vorhersagen über die nationale Rohstoffversorgungslage. Auf diesem Gebiet führt unsere Gruppe wesentliche angewandte Forschung durch. Wir verarbeiten geologische Grundlagedaten, um unsere Kenntnisse über den geologischen Untergrund der Schweiz zu vertiefen und die entsprechenden Geodatenbanken, kartographischen Werkzeuge und 3D-Modelle zu verbessern.